Die Entstehung von Bartschendorf

Ein General gab der Kolonie seinen Namen

Am Anfang standen 40 Hof stellen und 194 Einwohner

Wer Kolonistendörfer sucht, die während der Regierungszeit Friedrich des Großen entstanden, findet davon sehr viele im Süden unseres Kreises. Eines davon ist das südlich von Dreetz gelegene Bartschendorf. Es verdankt seine Entstehung der Entwässerung des Rhinluchs, die unter der Leitung des Ministers von Derschau im Jahre 1773 richtig begonnen hatte.
Schon ein Jahr später konnte auf einem ehedem „Tribow" genannten, etwas höher gelegenen Gelände eine Kolonie mit 16 Hopfengärtnern, 23 Büdnern und einem Schulmeister angelegt werden. Unterstellt wurden sie dem Domänenamt Neustadt, einer Institution des preußischen Staates im Ruppinischen. Mit insgesamt 40 Hofstellen und 194 Einwohnern war Bartschendorf, das übrigens seinen Namen dem General Bartsch verdankt, die größte aller Kolonien an Dosse und Rhin. Deshalb baute man hier für alle im Luch wohnenden Kolonisten eine zentrale Kirche, darüber hinaus auch eine Schule, beide aus dem Jahre 1774 stammend.


Ackerbau auf 14 Morgen Land

Von Anfang an mussten die Neuen gut und sparsam wirtschaften, denn mit den ihnen zugeteilten jeweils 14 Morgen Land konnten sie keine besonderen Reichtümer erwerben. Sie versuchten es zuerst mit dem Anbau von Hopfen. An der Stirnseite ihrer nach niedersächsischer Art gebauten Häuser befanden sich über den Fenstern Luken für den Zugang zum Boden, der in erster Linie zum Trocknen des Hopfens diente. Daß das mit dem Anbau dieser zur Bierbereitung nötigen Kulturpflanze auf die Dauer dann doch nicht klappte, lag an deren hohen Ansprüchen an Boden und Klima.
Aus der Bartschendorfer Chronik, die seit vielen Jahren von Norbert Schmidt geführt wird, geht hervor, daß die meisten wenig Geld mit in ihre neue Heimat gebracht hatten. Nur zwei Siedler besaßen über 100 Taler, viele hatten aber nicht einmal 20 zu ihrer Verfügung.


Von weither gekommen

Interessant ist die Herkunft der Kolonisten. Der größte Teil stammte aus Mecklenburg, andere kamen aus Schwedisch Pommern, aus den Spanischen Niederlanden, Baden, der Lüneburger Heide, Thüringen, Württemberg und dem Vogtland.
Nur ein einziger Einwohner der jungen Gemeinde starmme aus der näherenUmgebung. Dabei handelte es sich um den Lehrer oder Schulmeister Gottfried Dahms aus Läsikow bei Nakkel. Bevorzugt behandelt wurde vor allem der erste Schulze mit Namen Franz Heuer. Für seine leitende Tätigkeit erhielt er zwei Morgen Land mehr zugeteilt als die anderen Siedler, außerdem wurde ihm auch die sogenannte Kruggerechtigkeit übertragen, also den Ausschank von Bier und Branntwein in seinem neuen Dörpkrooch. Als Gerichtsmann hatte er einen ehemaligen Mecklenburger an seiner Seite, Christian Trettin, der sich am besten auskannte, wenn es um Recht und Gesetz in der Kolonie ging.
Beide bekamen gleich zu Beginn ihrer Tätigkeit reichlich Arbeit, denn die Bartschendorfer führten beim König bittere Klage darüber, daß der Pachtzins bei weitem zu hoch angesetzt war. Manche sprachen bei diesem Streit von richtiger Auflehnung. Die Wogen scheinen sich aber dann doch recht schnell geglättet zu haben, denn im Sommer 1779 begann der König seine Inspektionsfahrt in diese Gegend. Ein Jahr zuvor hatte ihm der Minister von Derschau den Abschluß der Urbarmachung und der Besiedlung des unteren Rhinluchs und des Dossebruchs im Amtsbereich Neustadt gemeldet.
In Theodor Fontanes „Wanderungen durch' die Mark Brandenburg" wird die Fahrt des großen Königs eindrucksvoll beschrieben, in deren Verlauf er auch den Wunsch äußerte, einmal von den Stöllner Bergen aus einen Blick in die „neue Provinz" zu tun. Dass uns seine Eindrücke erhalten geblieben sind, verdanken wir vor allem seinem Begleiter, dem Oberamtmann Fromme aus Fehrbellin, der ihn nicht nur führte, sondern auch alles aufzeichnete, was er in diesen für ihn denkwürdigen Stunden erlebte oder aus dem Munde des Königs vernahm.


Plan nicht mehr verwirklicht

Nach Fromme äußerte sich der König auf dem Gipfel des heutigen Gollenberges, nachdem er nach einem Tubum (optisches Kirche (Skizze) Rohr) verlangt und sich die ganze Gegend angesehen hatte, so: „Das ist wahr, das ist wider meine Erwartung! Das ist schön. Ich muß Euch das sagen, alle, die Ihr daran gearbeitet habt! Ihr seid ehrliche Leute gewesen!" Schließlich schlug er noch vor, hier weiter urbar zu machen und an die 300 Familien mit 500 Kühen anzusiedeln. Er wollte auch das Geld dazu geben.
Diesen Plan konnte er nicht mehr verwirklichen, denn schon wenige Jahre später verstarb er. Aber noch zu seinen Lebzeiten wurde die Kirche in Bartschendorf fertig, für die wohl das Dreetzer Gotteshaus als Vorbild diente. Klein und massiv war es von drei Fenstern Länge, wie in einer alten Beschreibung zu lesen ist. Heute sind wir wieder auf solche Unterlagen angewiesen, denn von der früheren Herrlichkeit ist nur noch wenig zu sehen. Geblieben ist eine Ruine, von der nur noch die Außenmauern und der vom Zahn der Zeit in Mitleidenschaft gezogene Turm erhalten sind.
Erfreulich, dass auch die Ruine unter Denkmalschutz steht. Fraglich ist allerdings, ob sie jemals wieder aus- und aufgebaut werden kann. Die Bartschendorfer Kirche war immer eine Tochterkirche von Dreetz und wird jetzt seelsorgerisch auch von dort aus versorgt.